die geteilte natur des bewusstseins
Übersetzt von Ugi Müller (zur Homepage).
Die Grundlage für jedes echte Gebet muss ein klares Verständnis von der geteilten Natur des menschlichen Bewusstseins sein. Das Bewusstsein umfasst einen unterbewussten und einen bewussten Teil. Der unendlich mal größere Teil des Bewusstseins befindet sich unterhalb der Domäne des objektiven bzw. objekt-gerichteten Bewusstseins.
Deshalb ist das Unterbewusstsein auch der wichtigste Teil des Bewusstseins. Es ist die Ursache allen vorsätzlichen Handelns. In anderen Worten, das Unterbewusste ist, was der Mensch ist. Das Bewusste hingegen ist, was der Mensch weiß. “Ich und mein Vater sind eins, doch mein Vater ist größer als ich“. Das Bewusste und das Unterbewusste sind eins, aber das Unterbewusste ist größer als das Bewusste.
“Ich allein kann nichts ausrichten, der Vater in mir, er vollzieht die Arbeit“. Das bedeutet, ich, das objektive Bewusstsein allein kann nichts; der Vater hingegen, das Unterbewusstsein, Er macht die Arbeit. Das Unterbewusstsein ist die Sphäre, die alles weiß, in der alles möglich ist, in die alles zurückkehrt, von der alles kommt, die allen gehört und zu der alle Zugang haben.
Alles, was uns bewusst ist, ist aus demjenigen zusammengesetzt, was uns nicht bewusst ist. Auf diese Weise beeinflussen unsere unterbewussten Annahmen nicht nur unser Verhalten, sondern sie formen auch die Muster unserer objektiven Existenz. Sie alleine haben deshalb die Macht zu sagen, “Lasst uns den Menschen – seine objektiven Gegebenheiten – nach unserem Bildnis formen, nach unserer Ähnlichkeit.
Die gesamte Schöpfung schlummert in den Tiefen des Menschen und erwacht durch seine unterbewussten Annahmen zu objektiver Existenz. Innerhalb dieser Leere, die wir Schlaf nennen, befindet sich ein Bewusstsein in schlafloser Wachsamkeit, und während der Körper schläft, entlässt dieses schlaflose Wesen aus den Schatzkammern der Ewigkeit die unterbewussten Annahmen des Menschen.
Der Schlüssel, um dieses unendliche Warenhaus zu öffnen, findet sich im Gebet. “Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Allmächtige, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte“. Die Praxis des Betens modifiziert oder verändert komplett unsere unterbewussten Annahmen, und eine Veränderung der Annahme zieht unweigerlich eine Veränderung ihres äußerlich manifestierten Ausdrucks nach sich.
Der bewusste Verstand urteilt induktiv auf der Basis von Beobachtung, Erfahrung und Bildung. Aus diesem Grund fällt es ihm schwer, an etwas zu glauben, was seinen fünf Sinnen und dem induktiven Verstand widersprechen.
Das Unterbewusstsein andererseits urteilt deduktiv und kümmert sich nie um die Wahrheit oder Falschheit seiner Prämisse. Davon ausgehend, dass seine Prämisse korrekt ist, fährt es damit fort, die Konsequenzen zu manifestieren, die aus dieser Prämisse folgen.
Wer die Kunst des Betens meistern will, muss sich dieser Unterscheidung bewusst sein. Denn es ist nicht möglich, die Wissenschaft des Betens wirklich erfassen zu können, solange man kein Verständnis von den Gesetzen hat, die der geteilten Natur des Bewusstseins zugrunde liegen, und solange man nicht die Wichtigkeit des Unterbewussten begreift.
Beten – die Kunst des Überzeugtseins von Dingen, deren Realität von den Sinnen verneint wird – ist fast ausschließlich eine Sache des Unterbewusstseins.
Durch das Gebet wird dem Unterbewusstsein suggeriert, dass das erfüllte Verlangen bereits eine akzeptierte Tatsache ist. Und da das Unterbewusstsein deduktiv schlussfolgert, führt es diese Suggestion auf logische Weise zu ihrer legitimen Entfaltung. “Denn er, der in euch ist, ist weitaus größer als jener, der in der Welt ist“.
Das Unterbewusstsein ist der subjektive Geist, das indirekte Bewusstsein, das der Welt Leben einhaucht; es ist das Wesen, das Leben schenkt. Denn die Seele allen Seins ist immer Eines – subjektiver Geist. Dieser eine, unteilbare subjektive Geist zieht sich durch die Gesamtheit der Schöpfung. Verändert wird er dabei durch Gedanken und Gefühle, die zu Überzeugungen verschmolzen sind. Durch Überzeugungen und Annahmen wird dem subjektiven Geist eine Mission auferlegt, die er stets gewissenhaft ausführt.
Der bewusste Geist erzeugt Prämissen und Annahmen. Der subjektive Geist führt diese anschließend zu ihrer logischen Entfaltung. Und wäre der subjektive Geist in seiner ausführenden Verstandeskapazität nicht so eingeschränkt, könnte der Mensch gar nicht für seine Taten in der Welt verantwortlich gemacht werden. Mittels der Sprache der Gefühle überträgt der Mensch dem Unterbewusstsein neue Vorstellungen. Das Unterbewusstsein wiederum überträgt Vorstellungen von Geist zu Geist mittels Telepathie. Auf diese Weise übertragen sich deine Überzeugungen, die du von anderen hast, auf diese Menschen, ohne dass diese sich dessen bewusst sind oder ihr Einverständnis gegeben haben. Und wenn diese Überzeugungen auch von ihnen unterbewusst geglaubt werden, werden sie sich im Verhalten dieser Menschen ausdrücken.
Die einzigen Vorstellungen, die sie unbewusst zurückweisen, sind die Vorstellungen von dir, die sie nicht für alle anderen wünschen könnten. Doch alles, was sie sich für andere wünschen könnten, kann von ihnen auch geglaubt werden. Und durch das Gesetz des Glaubens, nach welchem das Unterbewusstsein funktioniert, werden diese Menschen zur unbewussten Akzeptanz dieser Vorstellung gezwungen, die sich dementsprechend im Anschluss objektiven Ausdruck verschafft.
So unterliegt der subjektive Geist bzw. das Unterbewusstsein vollkommen der Kontrolle von Suggestionen.
Am besten lassen sich Vorstellungen suggerieren, wenn das objektive Bewusstsein bzw. die Aktivität der objektiven Sinnesorgane vermindert ist und sich unsere Wahrnehmung in einem schwebenden Zustand befindet. Dieser teilweise unbewusste Zustand lässt sich am besten als kontrollierte Tagträumerei bezeichnen, wobei der Geist in erster Linie passiv ist, aber immer noch zur Aufnahme von Eindrücken fähig. Es ist also eine besondere Form der konzentrierten Aufmerksamkeit. Dabei darf es während des Gebetes keinen Konflikt in deinem Geist geben. Wende dich deshalb von dem ab, was ist, und wende dich demjenigen zu, was sein soll. Gehe von der Gemütslage des erfüllten Verlangens aus, und durch das universelle Gesetz der Umkehrbarkeit wirst du dein Verlangen verwirklichen.
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