· 

Wenn Glücklichsein zur Emotion wird

Geschrieben von Kevin Kunert

Viele Menschen - vor allem in der westlichen Kultur - setzen Glücklichsein mit dem fühlen bestimmter Emotionen gleich. In einer Studie der American Psychological Association konnten die Forscher herausfinden, dass dies jedoch nicht der Grund für das Glücklichsein ist. In ihrer Studie "Glücklichsein kann „unangenehme“ Emotionen einschließen" kamen die Forscher zur Schlussfolgerung, dass selbst "unangenehme" Emotion als "angenehm" empfunden werden können. Das Gefühl von Glücklichsein wird lediglich dann getrübt, wenn die empfundene Emotion in einem bestimmten Kontext als falsch bewertet wird. Eine Frau, die einen Artikel über den Missbrauch von Kindern liest und nicht wütend darüber ist, kann unglücklich sein, wenn sie glaubt, dass sie wütend sein sollte. Eine Frau, die in einer Beziehung mit einem missbrauchenden Mann ist, kann unglücklich sein, wenn sie Liebe empfindet und glaubt, dass sie diese Emotion nicht fühlen sollte.

 

"Glücklichsein ist mehr als nur das Fühlen von Freude und das Vermeiden von Schmerz. Beim Glücklichsein geht es darum, Erfahrungen zu machen, die sinnvoll und wertvoll sind, einschließlich Emotionen, die man für richtig hält“, sagte die leitende Forscherin Maya Tamir, PhD, eine Psychologieprofessorin an der Hebräischen Universität in Jerusalem. „Alle Emotionen können in manchen Kontexten positiv und in anderen negativ bewertet werden, unabhängig, ob wir sie eher als unangenehm oder angenehm bezeichnen."

 

„In westlichen Kulturen, vor allem in den Vereinigten Staaten, wollen sich die Menschen immer „gut“ fühle“, sagte Tamir. „Selbst wenn sie sich die meiste Zeit gut fühlen, denken sie vielleicht immer noch, dass sie sich noch besser fühlen sollten, was sie insgesamt weniger glücklich machen könnte.“ 

 

Es lässt erkennen, dass wir dann am Glücklichsten sind, wenn wir im Reinen mit der Emotion sind, die wir gerade fühlen und sie nicht als falsch ansehen und somit glauben, wir müssten uns anders fühlen, als wir uns gerade fühlen. 

 

Der Irrglaube entsteht lediglich durch die Annahme, dass wir nicht immer die beste Emotion fühlen - bezogen auf unser zukünftiges Wohlbefinden und Glück. Doch wie bereits mehrfach nachgewiesen wurde, sind Emotionen immer auf das Wohlbefinden des Menschen ausgerichtet, da sie vom Wollen motiviert (in Bewegung gesetzt) sind. 

 

Doch welche Probleme ergeben sich, wenn Menschen Glücklichsein nur mit dem Fühlen bestimmter Emotionen gleichsetzen? 

 

Ugi Müller brachte hier ein sehr gutes Beispiel: Menschen, die Glücklichsein mit dem Fühlen bestimmter Emotionen gleichsetzen, setzen auch häufig Lob mit Liebe gleich. 

 

Wenn diese Menschen gelobt werden, fühlen sie eine der bestimmten Emotionen, die sie als Glücklichsein definieren. Erhalte sie nicht das Lob, fühlen sie sich unglücklich (fühlen eine Emotion, die sie als falsch bewerten). Das führt häufig dazu, dass Menschen zu "People Pleaser" werden. Sie versuchen so viel Lob wie möglich zu erhaschen, auch wenn das bedeutet, dass sie sich verstellen müssten. Auf der anderen Seite sind sie in der Versuchung geliebte Menschen mit Lob zu überschütten, selbst dann, wenn sie das eigentlich nicht wollen. Sie glauben so, dass sie ihrer Liebe zu einer Person Ausdruck verleihen.

 

Eine andere Option des Ausdrucks ist, dass diese Menschen Konfrontationen scheuen und lieber ihre eigenen Werte untergraben, nur damit sie eine Konfrontation vermeiden können. Auch in diesem Fall ist abzusehen, dass sich die allgemeine Lebenssituation eher verschlechtert als verbessert. In anderen Worten: Die allgemeine Lebenssituation wird immer weniger die eigenen Kernwerte widerspiegeln.

 

Doch was passiert, wenn wir unseren Geist von der limitierenden Annahme befreien, dass Glücklichsein an das Fühlen bestimmter Emotionen gekoppelt ist? Wir erreichen dadurch emotionale Freiheit. Wir sind dann glücklich, unabhängig (frei) von der gefühlten Emotion. Wir scheuen keine Konfrontation, wenn wir sie für angebracht empfinden. Und wir sehen unsere Liebe auch dann bestätigt, wenn wir einen Menschen für seine Handlung nicht loben. Wir können so sein, wie wir sind und sehen darin kein Problem.

 

In der Bibel wird dies so wunderschön gesagt: Ich bin der Ich bin. 

Teile diesen Beitrag mit Deinen Freunden

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Anne (Freitag, 22 Januar 2021 12:13)

    Sehr gute Sichtweise, vielen Dank!

  • #2

    Heidi (Mittwoch, 27 Januar 2021 09:41)

    So wahr! Vielen Dank!